«Die digitale Transformation ist ein Kulturwandel»

18.11.2022

Mit welchen Problemen Technologieunternehmen aktuell zu kämpfen haben und warum Lean Management Abhilfe schaffen kann, erklären Geschäftsführer Ruedi Graf und Senior Consultant Cornel Müller im Interview.

Aus welchen Branchen kommen die Unternehmen, die von Werren & Thomann beraten und unterstützt werden?
Ruedi Graf: Wir beraten schwerpunktmässig in der entwickelnden und produzierenden Industrie. Einige Unter nehmen sind auch im Bereich der EVU (Energieversorgungsunternehmen) zu finden, da wir hier auch in der Personalberatung sehr stark tätig sind. Die Firmen sind klassische KMU ab ca. 30 bis mehrere tausend Mitarbeiter.

Wie geht es diesen Unternehmen aktuell?
Ruedi Graf: Grundsätzlich geht es den Technologieunternehmen auch unter den heute schwierigen Umständen gut. Es hat sich aber gezeigt, dass durch die äusseren Einflüsse (Energiekrise, Materialknappheit, Krieg, Währungsschwankungen, Regulatorien, etc.) viel mehr Energie in die Optimierung gesteckt werden muss als früher. Erreichte Steigerungen in der Wertschöpfungskette werden oft durch äussere Einflüsse wieder aufgebraucht. Wer da nicht kontinuierlich optimiert, hat einen sehr schweren Stand.

Welche sind die grössten Herausforderungen, mit denen sich Tech-Unternehmen derzeit beschäftigen müssen?
Ruedi Graf: Aus unserer Sicht sind es aktuell sicherlich die Materialknappheit und die steigenden Energiepreise. Zusätzlich behindert der Fachkräftemangel zunehmend die Entwicklungsmöglichkeiten von Unternehmen. Aus diesem Grund setzen wir bei Werren & Thomann auf die beiden Themenfelder Rekrutierung und Optimierung. Auf der einen Seite gilt es, die richtigen Fachkräfte zu finden, welche zur Unternehmenskultur passen. Auf der anderen Seite müssen diese dann auch effizient und effektiv eingesetzt werden.

Werren & Thomann arbeitet intensiv mit den Methoden des sogenannten Lean Managements. Was genau ist darunter zu verstehen?
Ruedi Graf: Lean Management bedeutet höhere Qualität bei tieferen Kosten und kürzerer Lieferzeit. Dabei liegt der Fokus auf die Reduktion von Verschwendung und damit einer Steigerung der wertschöpfenden Tätigkeiten. Die Methodik hat Ihren Ursprung in Japan bei Toyota und ist grundsätzlich nicht neu. Entscheidend ist aber, dass wir es schaffe, die Methoden und Gedanken aufs eigene Unternehmen zu übertragen und die Führungskräfte und Mitarbeiter in diesen Optimierungsprozess zu integrieren.

Sie betrachten die Digitalisierung als Mittel zur Steigerung der Wertschöpfung. Müssten Tech-Unternehmen nicht von sich aus schon ausreichend digitalisiert sein, um diese Wertschöpfungssteigerung zu erreichen?
Cornel Müller: Entscheidend ist, dass wir die Digitalisierung als Mittel zum Zweck betrachten. Wir müssen nicht Digitalisieren, damit wir digital sind. Ein schlechter Prozess ist auch nach erfolgter Digitalisierung ein schlechter Prozess, nur einfach digital abgebildet. Aus diesem Grund fokussieren wir auf Lean Digital - zuerst verschlanken und dann digitalisieren. Die Digitalisierung bietet zudem so viele Möglichkeiten, dass
gerade KMUs oft den Überblick verlieren, welche Möglichkeiten bei ihnen nun tatsächlich zur Wertschöpfungssteigerung beitragen.

Kann man die Steigerung der Wertschöpfung durch digitale Massnahmen auch in Zahlen ausdrücken?
Cornel Müller: So pauschal sicher nicht. Je nach Einsatzgebiet haben sie verschiedene Auswirkung auf die Potentiale. Einerseits in der Reduktion von Kosten, aber auch in der Erhöhung der Margen.

Welche sind für Sie die drei wichtigsten Einsatzmöglichkeiten der Digitalisierung?
Cornel Müller: Eine bessere Steuerung und Optimierungen der Wertschöpfungskette, die Vernetzung von Produkten und Dienstleistungen und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

Mit welchen internen Widerständen müssen Sie sich bei der digitalen Transformation von Unternehmen regelmässig auseinandersetzen?
Cornel Müller: Die grössten Widerstände kommen von Unsicherheiten bezüglich dem Nutzen. Oft ist es nicht eine Technologiefrage, sondern eine Frage des Nutzens für die Unternehmen. Kritisch ist es deshalb auch, wenn nicht das Business die IT steuert, sondern die IT das Business. Das heisst, die Anforderungen müssen von den Anwendern kommen und die IT entwickelt zusammen mit diesen im Team die Lösungen.

Ruedi Graf: Überzeugt sein und daraus einen Nutzen zu ziehen sind zwei unterschiedlichen Dinge. Oft stellen wir fest, dass die Überzeugung zur Digitalisierung da ist, auf Grund der Vielfalt und Unübersichtlichkeit fehlt es dabei aber oft an der Strategie, um dieses Thema anzugehen. Wir empfehlen aus diesem Grund auch sehr stark in kleinen Schritten vorzugehen und immer wieder einen Nutzen zu schaffen. Die digitale
Transformation ist ein Kulturwandel und ein solcher benötigt immer eine gewisse Zeit.

Quelle: Leader Magazin

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